TTPA-Verordnung (EU 2024/900): Was NPOs wissen müssen – Chancen, Risiken und Handlungsempfehlungen

Ab dem 10. Oktober 2025 tritt die neue EU-Verordnung über Transparenz und das Targeting politischer Werbung – kurz TTPA – in Kraft.
Für gemeinnützige Organisationen (NPOs), die sich politisch oder gesellschaftlich engagieren – etwa in Kampagnen, Lobbyarbeit oder Öffentlichkeitsarbeit – kann sie erhebliche Auswirkungen haben. In diesem Beitrag erläutere ich, worum es bei der TTPA geht, welche Pflichten entstehen und welche Chancen und Risiken sich für NPOs ergeben. Abschließend gebe ich eine Einschätzung, wie NPOs jetzt gut vorbereitet sein können.

Ziel und Hintergrund

Die Verordnung (EU) 2024/900 soll politische Werbung transparenter und regulierter machen, um Desinformation, gezielte Manipulation und fremde Einflussnahme zu begrenzen.
Künftig müssen politische Anzeigen klar gekennzeichnet sein, Auftraggeber und Budgets offengelegt werden. Auch bestimmte Formen des Targetings werden eingeschränkt.
Der Geltungsbeginn ist auf den 10. Oktober 2025 festgelegt, einige Transparenzpflichten greifen allerdings schon ab Inkrafttreten.

Was gilt als „politische Werbung“?

Eine der größten Herausforderungen liegt in der Abgrenzung. Klar ist: Wahlwerbung und Kampagnen mit direkter politischer Zielrichtung sind gemeint. Aber auch viele Aktivitäten von NPOs können darunterfallen – etwa Lobbyarbeit, Forderungen an die Politik oder gesellschaftspolitische Aktionen. Kritiker bemängeln, dass die Definition unscharf bleibt und so rechtliche Unsicherheiten schafft.

Wichtige Vorgaben im Überblick

  • Kennzeichnung und Sponsorangaben: Jede politische Werbung muss als solche erkennbar sein, mit Nennung des Auftraggebers.

  • Budget- und Finanzangaben: Es ist offenzulegen, wie viel Geld investiert wurde und woher die Mittel stammen.

  • Transparenzregister: Politische Online-Werbung wird künftig in einem europaweiten Register dokumentiert.

  • Targeting und Datenverarbeitung: Profiling darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung erfolgen; sensible Daten wie Religion oder Herkunft sind tabu.

  • Sanktionen: Verstöße können teuer werden – in schweren Fällen bis zu sechs Prozent der Jahreseinnahmen.

Chancen für NPOs

Die TTPA kann für mehr Sichtbarkeit und Vertrauen sorgen. Wer Kampagnen transparent gestaltet, wirkt glaubwürdiger. Außerdem schafft die Regulierung ein faireres Umfeld, weil auch große und aggressive Kampagnen an klare Regeln gebunden sind. NPOs können zudem auf ethischere Formen des Targetings setzen und so datenschutzfreundlicher arbeiten.

Risiken und Herausforderungen

Schwierig bleibt die Abgrenzung zwischen Öffentlichkeitsarbeit und politischer Werbung. Hier drohen Fehlklassifikationen und damit rechtliche Risiken. Hinzu kommt ein erhöhter bürokratischer Aufwand, der besonders kleinere Organisationen belastet.
Zudem kündigen Plattformen wie Meta an, politische Werbung in der EU gar nicht mehr zuzulassen – das könnte Reichweite kosten und Kampagnenstrategien grundlegend verändern.

Praktische Tipps für kleinere und mittlere NPOs

  • Eigene Kanäle ausbauen: Ein Newsletter, eine aktuelle Website und ein Blog sind stabile Säulen der Kommunikation.

  • Social Media ohne Hochglanz: Authentische Fotos, kurze Videos oder Einblicke in den Alltag wirken oft besser als teure Spots.

  • Netzwerke nutzen: Kooperationen mit Schulen, Vereinen, Kirchengemeinden oder Stadtteilzentren erhöhen Sichtbarkeit – auch offline.

  • Unterstützer:innen einbinden: Gebt euren Mitgliedern Materialien, die sie leicht in ihren eigenen Netzwerken teilen können.

  • Kreative Formate ausprobieren: Mini-Podcasts, Mitmachaktionen oder Challenges schaffen Aufmerksamkeit ohne große Budgets.

  • Kooperationen und Bündnisse eingehen: Gemeinsam mit anderen Organisationen Inhalte teilen oder in Newslettern vorstellen.

Einschätzung

Die TTPA ist ein ambitioniertes Projekt. Sie soll Manipulation verhindern und Transparenz stärken – kann aber kleinere Organisationen mit Bürokratie und unklaren Definitionen belasten. Dass Plattformen wie Meta politische Werbung ganz zurückziehen wollen, zeigt die praktischen Probleme.

Für kleinere NPOs ist Paid Advertising ohnehin oft kaum bezahlbar. Die TTPA könnte die Konkurrenz sogar ein Stück weit nivellieren, wenn große Kampagnen zurückgefahren werden. Wer jetzt konsequent auf eigene Reichweite, Kooperationen und authentische Kommunikation setzt, kann sich nachhaltig sichtbar machen – unabhängig von Facebook Ads & Co.

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